Sarajevo, die Hauptstadt Bosnien-Herzegovinas, urbane Schnittstelle östlicher und westlicher Kulturen, war Brennpunkt des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. Die gezielte Zerstörung kultureller Werte bekam hier einen Namen: Urbizid, der Krieg gegen die Stadt und ihre Kultur.

© Annett Zinsmeister

Die mehrjährige Belagerung zwang die Bewohner Sarajevos zu einem Überlebenskampf, der ein Umdenken in den gewohnten räumlichen Bezügen abverlangte: Der öffentliche Raum als Grundlage der Existenz-sicherung (Wasser, Nahrung, Heizmaterial, etc.) wurde lebensnotwendig und lebensbedrohlich zugleich.

Das Entwurfskonzept für ein kriegszerstörtes Gebiet in Sarajevo basiert auf einer archäologischen Strategie: In der Überlagerung archivierter Planspuren entsteht ein Datenmuster, das die Simultaneität von Krieg, Technik und Kultur an diesem Ort zum Vorschein bringt. Die grafische Modifikation bildet buchstäblich die Grundlage für ein neues Raumkonzept.

In der Verbindung von Alt- und Neustadt soll hier ein neuer öffentlicher Raum entstehen, der dem Bedarf und der Regeneration einer urbanen Gesellschaft nach dem Krieg gerecht werden kann: In einer innerstädtischen Landschaftskonstruktion wird Kultur, Entspannung, Information, Erinnern und Vergessen zu einem wiedergewonnenen Alltagsgut.

Die mediale Vernetzung von Informationen wurde zu einem Teil der Überlebensstrategie, denn sie ermöglicht einen individuellen unzensierten Informationsaustausch. Öffentliche Einrichtungen bieten die Möglichkeit einer lokalen und globalen Intermedialität und somit die technologischen Grundlagen für eine friedvolle Informationsgesellschaft der Zukunft.